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groSSauheim bald drehort von "big mother"

14 | 04 | 2000
Halb Deutschland sitzt vor der Flimmerkiste und beguckt sich den Menschenzoo „Big Brother“. „Leben live“ – das ist ja mal etwas ganz neues! Aber eigentlich passiert da doch rein gar nix. Eben ganz wie im richtigen Alltag, oder? Findige Programmdirektoren, die ja ihre Taster und Fühler überallhin ausstrecken, sollen jetzt auf ihrer Suche nach dem ultimativen Programmreißer fündig geworden sein: Nach dem Langweiler „Big Brother“  kommt bald „Big Mother“ über Antenne, Kabel, Schüssel ins deutsche Wohnzimmer. Und zwar direkt aus Großauheim! Eigentlich eine logische Entscheidung: Hier muss keine künstliche Studio-WG errichtet werden, hier pulst und pocht das Leben rund um die Uhr! Auch die meterhohen Schutzmauern kann man sich sparen: Wir Auheimer haben seit Ewigkeiten die allzeit geschlossenen Bahnübergänge rundum. Die halten uns zusammen. Unser Rochusplatz ist im wahren Wortsinne ein ideales „Problemzimmer“. Hier fehlt nur noch die Installation der Kamera, die unzensiert und live das Wehklagen der geplagten Großauheimer direkt zu „Big Mother“ in das Hanauer Rathaus überträgt. Da wird dann getröstet, gestreichelt und geholfen. Und ist die Not am größten, dann gibt es Küsschen vor Ort und alles wird wieder gut. Langeweile und Ödnis haben in Großauheim keine Chance: Das einheimische Schauspielerensemble wird stetig aufgefrischt und nimmt noch immer zu. „Waldswiese“, „Marienhütte“, „Wohnpark am Main“ erweitern die Räume der Akteure. Doch eine wesentliche Änderung zu „Big Brother“ wird es geben: In der „Big Mother Show“ darf jeder mitspielen, solange er mag. Hier wird niemand nach einer schlecht gelaufenen Woche abgewählt und rausgeschmissen. Dramatische Szenen heben wir Auheimer uns für andere Gelegenheiten auf. Der Großauheimer an sich ist ja schon ein „Star“. Auch das ist ein Grund, weshalb keine saftige Überlebensprämie für die Übriggebliebenen der Show ausgesetzt werden muss. Die würde nie ausgezahlt, hier will ja keiner weg. Einzig problematisch scheint die Rolle der Titelheldin zu sein. „Big Mother is watching you!“ …wahrlich ein berühmter Slogan. Nur: sind denn wirklich die Objektive der großen Regisseurin Margarete und ihres filmreifen Teams im Rathaus auf den größten Hanauer Stadtteil im Osten des Imperiums gerichtet? Manchmal scheint es, man sei im falschen Film. Die Energien, die für die Hanauer Landesgartenschau aufgebracht werden, gleichen fast dem Aufwand zum Film „Jurassic Park“, Dschungelpflanzung inklusive. Doch Auheimer geben die Hoffnung niemals auf: Der Nachfolgefilm zum Saurier-Epos hieß ja auch nicht: „Auheim, die vergessene Welt“, sondern: „Etwas hat überlebt“. Und das ist hier auf jeden Fall der Geist und das Unverwechselbare von Großauheim. Hier gibt es keinen Sendeschluss!
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